Ich bin sicher, der Begriff „Entspannung" löst bei vielen sofort ein Kopfkino mit angenehmen Dingen aus: Abschalten bei schöner Musik, ein gutes Buch lesen oder ein langer Spaziergang... Entspannung ist ein angenehmes Gefühl - auch für unsere Hunde. Gubacca war von Anfang an ein kleiner "Entspannungskünstler" - egal wie unruhig es um ihn herum war - er legte sich hin und schlief. Ich muss immer lachen, wenn ich daran denke, wie wir neue Wohnzimmerfenster bekamen und dieser kleine Zwerg - er war damals 14 Wochen alt - sich mitten in das Chaos legte und schlummerte.
Wissenschaftlich gesehen ist die Entspannung jedoch eine reine Funktion des Gehirns, bei der verschiedene Neuronennetze für einen angemessenen Erregungslevel sorgen. Damit das funktioniert braucht der Zustand der Entspannung einen Gegenspieler und der heißt „Erregung". Jeder von euch kennt bestimmt den Spruch "Jetzt entspann' dich doch mal", wenn jemand so richtig schön in Rage geraten ist. Denn bei der Entspannung wird das Erregungsniveau im Gehirn gesenkt. Das Wechselspiel von Erregung und Entspannung ist auch bei unseren Hunden wichtig, damit sie auf Situationen angemessen reagieren können. Wie schnell sich der Erregungszustand verändert, ist individuell unterschiedlich und oft auch von der Rasse und für was sie gezüchtet werden bzw. wurden abhängig. Dass der Gos d'Atura in dieser Hinsicht zu den „Ferraris" gehört, haben die meisten von uns schon oft erlebt. Aus dem Ruhezustand heraus können sie blitzschnell reagieren. Eine wichtige Eigenschaft, die sie für ihre Arbeit an der Herde benötigen und ihnen mit in die Wiege gelegt wurde.
Ein Erregungslevel ist zunächst als neutral zu bewerten, auch wenn wir dazu neigen automatisch die Entspannung als etwas positives zu sehen und die Erregung eher negativ einstufen. Ausschlaggebend ist die Emotion bzw. die Gefühlslage, die damit verbunden ist. Denn auch, wenn sich unsere Hunde freuen, steigt der Errungslevel - und wer kann sich schöner freuen, als unsere Hunde, wenn wir nach Hause kommen?! Der Hund befindet sich einer positiven Gefühlslage. Im Gegenzug kann Entspannung aber auch Frust auslösen. Zum Beispiel, wenn wir ein gemeinsames Spiel mit dem besten Hundekumpel abbrechen. Wie schnell ein "freudiger" hoher Erregungslevel ein übersteigertes negatives Verhalten umschlagen kann, beobachtete ich oft in Gubaccas Junghundzeit. Wie viele Junghundbesitzer verfiel ich dem Irrglauben, dass Gubacca stressigen Situationen besser bewältigen kann, wenn er vorher "ordentlich" mit seinem Hundekumpel getobt hatte. Genau das Gegenteil war der Fall. Noch voller überschäumender Energie war er überhaupt nicht mehr in der Lage mit fremden Umweltreizen umzugehen. Ähnliches konnte ich beobachten, wenn er längere Zeit alleine zu Hause war und ich dann direkt im Anschluss mit ihm seine "Gassirunde" machte. Heute ist das kein Problem, aber in seiner Junghundzeit wäre es besser gewesen, ihn zu begrüßen, eine Weile abzuwarten bis er wieder zur Ruhe gekommen wäre und dann etwas später mit ihm rauszugehen.